Ofengeschichte

Aus der Höhle in den Kamin

Mit dem Feuer beginnt die Geschichte der Zivilisation. Die Menschen holten es sich ins Haus und schufen den Kmain. Seit dem 14. Jahrhundert ist der Kachelofen bekannt. Ein Streifzug durch die Geschichte zeigt, dass sich bei Kachelöfen zu allen Zeiten die Handschrift der Architektur wiederfinden lässt.

Die alten Germanen haben es noch im Inneren ihrer Höhlen entfacht und vor dem Erlöschen geschützt. Bis zum ersten Kamin sollten aber noch einige Jahrhunderte vergehen. Wie alt der Kamin tatsächlich ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Jedenfalls reichen erste Zeugnisse ins 9. Jahrhundert zurück. Doch so richtig zu Ehren kam der Kamin erst im hohen und späten Mittelalter. In jener Zeit entzündete man bei fürstlichen Empfängen und sonstigen Vergnügungen ein Freudenfeuer. Damals war der Kamin ein wichtiges Requisit, das genauso wie Ritter oder Edelfräulein zu jeder Burg gehörte. Mal lag die Feuerstelle in der Ecke, mal lag sie sonst irgendwo im Raum, aber immer in der Nähe der Wand. Darüber befand sich ein wuchtiger Rauchfang. Im Lauf der Zeit schmiegte sich der Kamin enger an die Wand, bis er schliesslich samt Rauchfang ganz in Ihr aufging.
Vom 15. Jahrhundert an schmückte man die Kaminrückenwand mit gusseisernen Kaminplatten. Meist enthielten sie reliefartige Darstellungen aus dem religiösen Leben

Die Kaminplatten schützten die Wand und strahlten zugleich die Wärme in den Raum ab. Der Kamin mauserte sich in die Renaissance und im Barock zu einem verzierten Prunkwerk. Doch wurde er später vom Ofen, der ihm heiztechnisch überlegen war, etwas verdrängt. Nur in England konnte ihm keine andere Heizungsart den Rang ablaufen. Die vielen Gestaltungsmöglichkeiten mögen ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass er eines Tages wieder als englischer Kamin bei uns heimisch wurde. Und nach wie vor übt das Feuer eine magische Anziehungskraft auf uns aus.

Der Kachelofen betritt die Bühne

Die Geschichte des Kachelofens fängt da an, wo der Mensch begann, das offene Feuer zu überbauen. Zunächst errichtete er ein Gewölbe aus Ton oder Ziegeln über der Feuerstelle. Der mit einer Tonne oder Kuppel überwölbte Herd diente als Backofen. Meist stand er in der Nähe des Hauses, bevor man schliesslich seine angenehme Wärme in die gute Stube holte.

Als unsere Ahnen merkten, dass der Ofen um so mehr Wärme abgibt, je grösser seine Oberfläche ist, versuchten sie mit allerlei Kniffen und Tricks ihn 'oberflächlicher' zu machen. So entstand zunächst einmal eine zusätzliche Halbkugel auf dem Oberbau.

So entstanden aber auch die ersten becherförmigen Kacheln, die mit dem heutigen Kacheln wenig Ähnlichkeit hatten. Später drückte man der Rand nach aussen und erhielt viereckige Näpfe, die man besser einmauern konnte.

Meist wurden die Becherkacheln derart in den Ofenwänden befestigt, dass der Becherboden in den Feuerraum oder in den Rauchabzug hineinragte. Diese Kachelform trug natürlich wesentlich zur Vergrösserung der Oberfläche bei.

Manche Becherkacheln wurden auch umgekehrt befestigt, so dass sie aus dem Ofen herausragten. Da sie wie Augen aussahen, hiessen solche solche Kachelöfen auch Augenöfen. Später wurden die Kacheln flacher und die ersten Motivkacheln mit einmodellierten Heiligen, stilisierten Tieren oder Wappen verwendet.

Die ersten bekannt gewordenen Öfen mit Topf und Nischenkacheln stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Schon damals waren Öfen architektonisch gegliedert, wobei der Unterbau, der eigentliche Feuerraum, grössere Dimensionen als der meist turmförmige Oberbau besass. In der Mitte des 16. Jahrhundertsentfaltete sich die Kunst der Fayenceöfen. Es entstanden grosse, farbige Öfen mit Ausprägungen un voll plastischen Figuren im Renaissance-Stil. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts folgten prächtig bemalte, barockgeformte Öfen, die dann - nochmals hundert Jahre später - in sehr verspielte, plastische, häufig vergoldete Rokoko -Öfen übergingen.

Das 19. Jahrhundert brachte dass strenge, klassische Empire - und Biedermeier - Öfen, um sich dann, gegen Ende des Jahrhunderts mit der Wiederbelebung des Ornamentes, dem Jugendstil, auseinander zu setzen.

Mit dem Anbruch des 20. Jahrhunderts ging die grosse Zeit der Kachelöfen als Kunstwerk langsam zu Ende.

Der Ofen hatte in erster Linie seinen eigentlichen Zweck als Wärmespender zu erfüllen, er war plötzlich mehr geduldet als geliebt.

In den letzen 50 Jahren sind so viele wunderschöne Öfen aus den Häusern verschwunden - erst in jüngerer Zeit besinnt man sich wieder auf ein fast verlorenes Stück Kultur, Behaglichkeit und und Wohnqualität.

Auch unterscheiden sich die neuzeitlichen Öfen technisch komplett. Optimale Verbrennung, hoher Wirkungsgrad etc, sowie Holz als CO2 neutralen, umweltfreundlichen Brennstoff, dessen Produktionspotenzial hier zu Lande noch bei Weitem nicht ausgeschöpft wird - sollten die Wahl des Heizsystems im eigenen Heim erleichtern.